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Die Geschichte einer deutschen Para-Ruderin: Ein Schlaganfall beim Training verändert alles

Köln - Die Teilnahme an den Olympischen Spielen war schon zweimal ein Traum, der für Kathrin Marchand (33) in Erfüllung ging. Aber der 1. September 2021 brachte eine dramatische Wendung: Sie erlitt einen Schlaganfall. Jetzt strebt sie nach Erfolg bei den Paralympics in Paris. Ihre Erzählung ist die einer unbeugsamen Kämpferin, die trotz einer attestierten Berufsunfähigkeit ihre Tätigkeit als Ärztin fortsetzt.

"Es war, als würde jemand das Licht ausschalten, und plötzlich konnte ich auf meiner linken Seite nichts mehr fühlen", beschrieb die Ruderin ihre Erfahrung anlässlich des "Tags gegen Schlaganfall". Sie verlor das Gefühl auf der linken Seite und ahnte schnell die Ursache, dachte jedoch: "Ich bin doch erst 30".

Marchand vermutet, dass der immense berufliche Stress ein Faktor für ihren Schlaganfall gewesen sein könnte, der sich ereignete, während sie auf einem Spinning-Rad trainierte. "Drei Jahre lang arbeitete ich in der Notaufnahme, was extrem stressig war. Und dann kam der Schlaganfall", erzählt sie in der Dokumentation "Wer braucht die Paralympics? fragt Gina Rühl".

Plötzlich wurde ihre linke Körperseite taub und ihre Sicht verschlechterte sich. Nachdem sie den Notarzt rief, wurde im Krankenhaus die niederschmetternde Diagnose gestellt.

Erst realisierte sie nicht vollends, welche Auswirkungen das auf ihr Leben haben würde, dass sie kaum noch sehen kann und die linke Körperhälfte nie wieder so stark sein wird wie die rechte.

Kathrin Marchand führt trotz attestierter Berufsunfähigkeit ihren Beruf als Ärztin aus und gewährt authentische Einblicke

Trotz einer Phase der physischen und psychischen Erholung kehrte sie ins Ruderboot zurück. "Ich habe bemerkt: wow, ich kann es immer noch und vielleicht nicht besser als zuvor, aber im Parasport bin ich nun erfolgreicher als ich es im olympischen Sektor war", äußert sie sich in der Doku. Das Rudern half ihr enorm, ihre Konzentration zu verbessern. Diesen Sonntag wird sie in Paris im gemischten Vierer mit Steuermann an den Start gehen und zielt darauf ab, nach einer WM-Bronzemedaille im Jahr 2023 erneut eine Medaille zu gewinnen.

Über Instagram teilt die 33-Jährige mutig Einblicke in die täglichen Herausforderungen. Sie hat unter anderem gezeigt, wie sie aufgrund ihrer Sehbehinderung nicht einmal die Hälfte eines Steuerbescheides erkennen kann.

Sie veröffentlichte auch ein Bild, auf dem zu sehen ist, wie sie weint. An einem Tag kam eine ältere Frau mit einem Oberschenkelhalsbruch in die orthopädische Praxis, deren Behandlung eine "6-stündige Spezialbetreuung" erforderlich machte. "Auch wenn mein Gehirn sagte, ich solle aufhören, konnte ich in dieser Situation nicht davonlaufen. Einfache Aufgaben wurden zu enormen Herausforderungen, nur für mich. Ein gesundes Gehirn würde nicht leiden wie ich. Trotz meiner Bemühungen, konzentriert zu bleiben, war ich völlig überwältigt und weinte vor dem Ehemann der Dame, weil ich überfordert war. Meine linke Seite fühlte sich taub an, ich fühlte mich blind", gibt sie offen zu.

Sie merkt an, dass sie immer noch nicht unter Druck arbeiten kann, aber sie weigert sich, in einem 33 Jahre alten Körper zu leben, der sich wie der einer 80-Jährigen anfühlt. Sie nimmt die Herausforderung an, kämpft weiter und hofft, am Sonntag ihrem Ziel auf diesem steinigen Weg einen Schritt näher zu kommen.